Warum wir Bio-Landwirte unterstützen müssen

von Uwe Baltner (KL BW)

Mehr Platz für Tiere, höhere Preise und besserer Klimaschutz im Agrarsektor: Ausgerechnet die viel gescholtenen Verbraucher:innen schicken sich an, der Politik bei diesen Themen die Butter vom Brot zu nehmen.

Für die Bekämpfung der Klimakrise und des zunehmenden Artensterbens ist die Zusammenarbeit mit unseren Landwirten enorm wichtig. Hier muss sich viel ändern. Gerade in der Landwirtschaft spürt man drastisch die Folgen der fehlgeleiteten Agrarpolitik der letzten deutschen Regierung und der EU. Das stark propagierte Konzept von „Wachsen oder Weichen“ hat zu einem massiven Höfesterben geführt. Die verbleibenden Höfe mussten sich vergrößern, was oft mit einer heftigen Verschuldung einherging und noch immer einhergeht. Davon profitieren Großinvestoren (z.B. in- und ausländische Konzerne, Banken und Millionäre), die Land zu horrenden Preisen aufkaufen. Unser Land für Spekulationen an der Börse? Unser Land in Händen von Ölscheichs?

Lasst uns die Landwirte bei ihrem Weg hin zur biologischen Landwirtschaft unterstützen! Jeder Landwirt sollte auch vom Getreideanbau überleben können. Deshalb benötigen wir leicht höhere Preise für landwirtschaftlichen Produkte. Dabei muss das Geld aber beim Landwirt ankommen und darf nicht nur die Zwischenhändler reicher machen. Die dringend erforderlichen Transformationen bedeuten ebenfalls mehr Platz pro Tier.

Schon haben große Handelsketten angekündigt, in Zukunft mehr Fleisch von Landwirten abzukaufen, deren Tiere viel Platz genießen. Transformationen gehen aber auch mit Kosten einher. Die für eine gute Haltung erforderlichen Umbauten bringen enorme Investitionskosten mit sich. Was die Landwirte dafür brauchen, ist Planungssicherheit.

Die Ampel mit Landwirtschaftsminister Cem Özdemir muss vieles besser machen. Denn es ist ein Skandal, dass Landwirten, die ihren Tieren mehr Platz geben oder gar komplett auf Bio umstellen wollen, nach wie vor mehr Steine in den Weg gelegt werden als sich auf einem Acker auf der Schwäbischen Alb finden. Die dringend nötige staatliche Unterstützung ließe sich locker finanzieren, etwa durch eine geringfügige Erhöhung der Getreidepreise, durch Anpassung der Mehrwertsteuer für tierische Produkte und langfristig durch Abschaffung der Flächenprämie, die kleine Betriebe stark benachteiligt. Eine Befragung im November 2021 ergab, dass jeder Zweite in Norddeutschland mehr für Lebensmittel bezahlen würde.

Wenn selbst bei Burger King jeder fünfte Whopper vegetarisch ist, wird klar: Fleischkonsum verdient ebenso wenig Subventionierung wie Rauchen oder Rasen. Ohnehin sprechen wir nicht von explodierenden Preisen, es geht nur um die Frage, ob ich jeden Tag Schnitzel essen will oder vielleicht nur ein- bis zweimal pro Woche. Oder eben gar nicht mehr, das Angebot an leckeren Alternativen wächst ständig und trägt zum Umdenken bei.

Längst fordert Greenpeace Anreize, den Konsum tierischer Produkte zu vermindern. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) macht Druck, damit die Nutztierhaltung neu aufgestellt wird. Ampel, höre die Signale: Verbraucher:innen und Landwirte, die mit gutem Beispiel vorangehen, sollten unbedingt politisch unterstützt werden – wir sind dabei!

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